Vom Triathlet zum Rennradfahrer: Wage den Wechsel

01 April, 2017

Vom Triathlet zum Rennradfahrer: Wage den Wechsel

von Melanie McQuaid

Du möchtest von Triathlon- zu Straßenrad-Wettkämpfen wechseln? Mit der richtigen Ausrüstung, spezifischen Trainingsanpassungen und Fahrtechniktraining kann jeder Triathlet sich in einen kompetenten, ja sogar einen kompetitiven Radrennfahrer verwandeln. Rennradfahren bietet eine andere Kultur und neue Herausforderungen, die viele Ausdauersportler zu lieben gelernt haben.

Radrennen zu fahren ist taktisch, dynamisch und unvorhersehbar und damit eine echte Herausforderung für Athleten, die an lange Einzelzeitfahren wie beim Langdistanz-Triathlon gewöhnt sind. Bereit für etwas Neues? Unten beschreiben wir, welche Ausrüstungsveränderungen notwendig sind, welche Fähigkeiten du brauchst und wir verraten die Trainingskniffe, die dich geschmeidig den Wechsel vom Multisportlerleben zum Straßen-Radrennfahren nehmen lassen.

Die Grundlagen: Regeln und Ausrüstung

Der Wechsel vom Triathlon zum Rennradfahren bringt ein paar grundlegende Veränderungen bei der Ausrüstung mit sich. Um bei den Grundlagen anzufangen: die Regeln für Straßen-Radrennen sind sehr spezifisch darin welche Räder erlaubt sind. (Triathlon ist weniger restriktiv was das Bikedesign angeht, deshalb gibt es dort eine größere Varianz an Fahrrädern). Neben diesen fahrradspezifischen Regeln findest du unten stehend die Veränderungen an der Ausrüstung, die für die Teilnahme an Straßen-Radrennen notwendig sind.

Ein Zeitfahr-Bike eignet sich nicht für Straßen-Radrennen. Hat ein Rennrad abnehmbare Zeitfahr-Aufleger, müssen diese für das Rennen abgenommen werden. Das Rad muss einen gewöhnlichen Rennlenker haben, was alle Bikes mit integriertem Aerolenker ausschließt. Der Internationale Fahrradverband (UCI) – die Dachorganisation im Radsport – verlangt, dass Fahrräder drei Haupt-Rohre haben: Oberrohr, Unterrohr und Sitzrohr. Diese Regel schließt also alle Triathlon-Superbikes (die Aeroräder mit Y-Rahmen) von Straßen-Radrennen aus.

Die Rad-Regeln verlangen, dass die Laufräder im Fahrrad mindestens 12 Speichen haben und keine Komponente am Rad darf breiter als acht Zentimeter sein (Rahmenbreite, Lenker und Felgen). Das schließt hohe Aerofelgen und Scheibenräder/Cover von Straßen-Radrennen aus.

Bei Straßen-Radrennen ist das Tragen eines Helmes Pflicht, genau wie im Triathlon. Es gibt einige Aerohelme, die im Straßen-Radsport erlaubt sind, Helmcover sind es nicht. Ähnlich verhält es sich mit Verkleidungen, deshalb sind auch Zeitfahrhelme mit „Schweifen“ im Straßen-Radsport nicht erlaubt.

Triathlon-Radschuhe können im Straßen-Radsport eingesetzt werden. Athleten, die einen Schuh mit festerem Sitz bevorzugen, kommen vermutlich mit einem speziellen Straßenradschuh besser zurecht als mit einem Triathlon-Modell. Ein festerer Sitz eliminiert Kraftverluste bei maximaler Anstrengung, die entstehen, wenn der Fuß sich im Schuh bewegt. Triathlonschuhe sind darauf ausgelegt, dass Feuchtigkeit austreten kann und sie leicht an- und auszuziehen sind, was etwas Platz im Schuh lassen könnte. Je nachdem wie der Schuh sitzt, kann der Unterschied zu einem Straßenradschuh vernachlässigbar sein.

Die Entscheidung zwischen den Schuhen sollte man eher auf Basis persönlicher Vorlieben treffen als sie als Voraussetzung anzusehen.

Schlussendlich werden in den folgenden Regeln einige Ausrüstungsgegenstände angesprochen, die Triathleten ganz selbstverständlich nutzen, im Radsport aber reglementiert sind:

Socken dürfen maximal bis zur Mitte der Wade reichen (keine Calf-Sleeves oder kniehohe Kompressionsstrümpfe)

Trinkblasen sind erlaubt, müssen aber auf dem Rücken getragen werden (nicht auf der Brust, um dem Wind ein Schnippchen zu schlagen)

Integrierte Wasserflaschen und –blasen im Rahmen sind verboten

Trikots müssen die Schultern bedecken (keine ärmellosen Trikots oder Triathlon-Einteiler)

Fähigkeiten

Der Wechsel vom Triathlon, wo Windschatten fahren verboten ist, zum Straßen-Radsport macht es notwendig, in der Gruppe fahren zu lernen. Windschatten fahren ist nicht nur erlaubt, sondern ein essentieller Bestandteil des Straßen-Radsports. Nach dem Massenstart des Feldes, ist der Fahrer der Gewinner, der als Erster über die Ziellinie fährt. Sicher und souverän in einer Gruppe zu fahren erfordert Routine. Das Gruppefahren mit vielen anderen Fahrern zu üben ist wichtig, besonders für Triathleten, die es gewohnt sind allein zu fahren.

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Eine Gruppenausfahrt am Wochenende ist die perfekte Gelegenheit, um sich diese Fähigkeiten anzueignen. Die Begriffe und Gesten zu lernen, die nachfolgende Fahrer vor Hindernissen, Verengungen oder Richtungsänderungen warnen, zu lernen ist ebenfalls wichtig. Lasse dir die Regeln der jeweiligen Gruppe von einem erfahrenen Fahrer erklären.

Manchmal gibt es in einem Straßen-Radrennen Gedränge und Kontakt zwischen den Fahrern. Sich schon vorher daran zu gewöhnen und entspannt bei kleineren Kontaktsituationen in der Gruppe zu bleiben, verhindert dass man plötzlich bremst oder sich ruckartig bewegt.

Ohne Hände am Lenker zu fahren ist eine wichtige Fähigkeit. Es gibt in einem Straßen-Radrennen keine Stopps, deshalb muss man während der Fahrt Bekleidung ausziehen oder wechseln und Flaschen aufnehmen, wozu man die Hände vom Lenker nehmen muss. Zu lernen wie man auf dem Rad die Balance hält ohne die Hände zu benutzen, sorgt für besseres Gleichgewicht und flüssigeres Fahren in der Gruppe. Sehr langsam zu fahren hilft ebenfalls sein Gleichgewicht zu schulen.

Alison Jackson ist eine ehemalige Triathletin aus Kanada, die nun als Profi beim Team BePink in Europa fährt. „Ich würde mein Gleichgewicht auf dem Rad schulen, indem ich so langsam wie möglich fahre oder versuche auf einem Parkplatz auf den weisen Linien entlangzufahren“, schlägt sie vor. „Je mehr Vertrauen ich in mein Gleichgewicht auf dem Rad entwickelt habe, desto sicherer fühlte ich mich im Fahrerfeld. Ich wusste, dass ich mein Rad unter Kontrolle habe und auf die anderen Fahrer um mich herum reagieren konnte.“

Die nächste Stufe: Training und Wettkampf

Das Training für ein Radrennen erfordert eine hohe Trittfrequenz und Intensität. In einem Radrennen muss man immer wieder hart antreten, um auf Attacken zu reagieren, in der Gruppe nach vorn zu fahren oder einen Zielsprint hinzulegen – Belastungen, die kurze, intensive Kraftanstrengungen erfordern. Das kann eine Herausforderung für Triathleten sein, die es gewohnt sich lange mit moderater Kraft zu fahren.

Viel Kraft zu mobilisieren und sich davon schnell zu erholen erfordert Schnelligkeitsausdauer. Diese zu verbessern gelingt, wenn man hohe Trittfrequenzen und kurze, maximale Belastungen trainiert. Der Fokus auf Kraft und Ausdauer eines Triathlon-Programms ist eine tolle Basis auf der man Tempo und Maximalkraft aufbauen kann. Es dauert nur ein paar Wochen, in denen man sich auf eine höhere Trittfrequenz und Kraft-Intervalle konzentriert, um merklich besser zu werden.

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Spencer Smith ist ein britischer Triathlet, der zwei ITU-Weltmeisterschaften gewonnen hat bevor er beim Linda McCartney-Team mit dem Straßen-Radsport begann. „Was ich gleich am Anfang gemerkt habe war, dass jeder im Peloton stark war, nicht nur ein paar. Radrennsport ist ein komplett anderer Sport, man muss Teamtaktiken einsetzen und als Team fahren. Man braucht Zeit und Geduld, um sich an die anderen Anforderungen zu gewöhnen.“

Triathleten haben eine gute Fitnessgrundlage, um zum Radsport zu wechseln. Für den Umstieg braucht man spezielle Ausrüstung, Schnelligkeitsausdauer und Übung im Gruppefahren – die mit wachsender Erfahrung kommen wird. Das Wichtigste für den Anfang ist die Geduld zu lernen und sich an den neuen Sport anzupassen. Los, lass’ uns Rad fahren!