Die 5 Gebote bei Verletzungen

29 August, 2018

Die 5 Gebote bei Verletzungen

Kleine Aufbauhelfer, wenn du wegen einer Verletzung nicht trainieren kannst.

von Christopher Johnson, PT

Als Physiotherapeut habe ich jeden Tag das Privileg mit verletzten Triathleten zu arbeiten, die zur Behandlung kommen. Meistens sind diese Athleten ziemlich verzweifelt, weil sie weder trainieren noch an Wettkämpfen teilnehmen können.

Wenn man verletzt ist, ist es aber wichtig, dass man die Dinge ins richtige Verhältnis setzt, um bald wieder Sport machen zu können - und zwar so, dass die anderen Bereiche deines Lebens von der Verletzung nicht beeinträchtigt werden. Um das zu erreichen, findest du nachfolgend ein paar kleine Aufbauhelfer, die ich meinen verletzten Triathleten oft mit auf den Weg gebe. Mögen sie dir helfen deine Situation aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und deine Sorgen beruhigen, wann du endlich wieder anfangen kannst zu trainieren.

1. Schmerz bedeutet nicht gleich Verletzung

Schmerz ist der Hauptgrund, warum verletzte Athleten medizinischen Rat suchen. Schmerzempfinden ist etwas sehr Komplexes und basiert eher auf der Wahrnehmung einer schweren Verletzung denn auf einer tatsächlich bestehenden. Eine der häufigsten Fehlinterpretationen des Schmerzes ist, dass die Stärke des Schmerzes, den man fühlt, ein verlässlicher Indikator für die Schwere der Verletzung ist. Das ist eines der ersten Themen, die ich bei verletzten Triathleten anspreche.

Ein einfaches Beispiel, dass ich oft anführe, um dies zu verdeutlichen ist, wenn man sich an einem Blatt Papier schneidet. Die Schwere der Verletzung, die ein solcher Schnitt darstellt, ist ziemlich gering, abgesehen davon dass er die Haut durchdringt. Studien haben gezeigt, dass man Athleten, denen man durch Gespräche dabei hilft ihr Schmerzempfinden neu zu bewerten, eigentlich dabei hilft gesund zu werden. Es ist also an der Zeit die alte Leier “no pain, no gain” links liegen zu lassen und nach dem Motto “know pain for gain” (kenne den Schmerz, um zu gewinnen) zu leben.

2. Der Körper möchte (sich) heilen

Ich bin immer wieder erstaunt wie gut sich der menschliche Körper von Verletzungen erholt. Fast jeden Tag höre ich Geschichten von furchtbaren Unfällen, nur um dann mitzuerleben wie die betroffene Person bemerkenswert gut wieder gesund wird. Ich spreche aus eigener Erfahrung, angesichts meine Verletzungsliste als  aktiver Multisportler, die ich im Frühstadium meiner Sportlerkarriere stetig verlängert habe.

Nach fünf großen Operationen und einer ganzen Reihe schwerer Verletzungen, bin ich der lebende Beweis dafür, dass der Körper (sich) heilen möchte. Vertraue mir, du wirst dich von der Verletzung in angemessener Zeit erholen, wenn du sorgsam mit dir umgehst und vernünftige Entscheidungen triffst

3. Die meisten Triathlon-Verletzungen sind nicht traumatisch

Eine Plantarfasciitis mag tatsächlich traumatisch erscheinen, Sportverletzungen sind es aber per medizinischer Definition nicht. Während traumatische Unfälle zwar unter Triathleten vorkommen, stellen sie aber nur einen sehr kleinen Prozentsatz der im Sport auftretenden Verletzungen dar. Die meisten Verletzungen im Zusammenhang mit Triathlon sind nicht traumatischer Natur und sprechen fast immer auf konservative Behandlungsmethoden an. Denke also immer daran, dass keine Katastrophe passiert ist, den meisten Triathleten hilft eine Reha.

4. Tabletten und Injektionen sind keine Abkürzung 

Als Athleten suchen wir nach einer schnellen Heilmethode, wenn wir verletzt sind, um schnell wieder schmerzfrei trainieren zu können. Nicht-steroide Entzündungshemmer und Kortison-Injektionen haben zwar ihren Platz in der Orthopädie, aber sie sind höchst selten eine langfristige Lösung bei Sportverletzungen. Meistens vermitteln Tabletten und Injektionen den falschen Eindruck, dass wir wieder trainieren können, weil ja keine Schmerzen mehr da sind. Zu solchen Behandlungsmethoden zu greifen kann zweifelsfrei die Situation verschlimmern und die Genesungszeit verlängern. Falls Tabletten oder Injektionen verschrieben werden, hole dir möglichst eine zweite Meinung ein von einem Arzt, der sich auf die Behandlung verletzter Ausdauersportler spezialisiert hat.

5. Sei immer proaktiv

Wenn es etwas gibt, das ich als ambitionierter Triathlet und Physiotherapeut gelernt habe, dann ist es, dass der “Abwarten und Tee trinken”-Ansatz selten funktioniert. Leider ist er aber gängige Praxis unter verletzten Athleten, die sich oft gewohnheitsmäßig ein paar Ruhetage gönnen, bevor sie “versuchen” ihr normales Training wieder aufzunehmen.

Eine adequate Pause ist ein integraler Bestandteil des Genesungsprozesses, aber er sollte nie das einzige Mittel bei Verletzungen sein. Nimm dir lieber die Zeit, um dich mit einem Arzt oder Reha-Experten auszutauschen, der sich auf Sportverletzungen spezialisiert hat, sich Zeit nimmt, deine individuelle Situation zu verstehen und ein auf dich zugeschnittenes Reha-Programm entwickelt.

Chris Johnson ist Eigentümer und Gründer von Zeren PT, einer  Physiotherapiepraxis in Seattle WA.